Lufttransport von Perlenaustern: Ein Wettlauf gegen die Zeit für die Perlenindustrie in Französisch-Polynesien

Ein ungewöhnliches Luftballett in polynesischen Gefilden: Air Tahitis Passagiermaschinen vom Typ ATR 72 verwandeln sich in Spezialfrachter. Statt Reisender befördern ihre Kabinen nun sorgsam 130.000 Perlaustern zwischen Manihi und Raiatea – ein entscheidender Einsatz für die Perlenindustrie des Territoriums.

Nur zwei speziell umgebaute ATR 72 der Flotte können diese heikle Mission bewältigen. „Wir bauen das Interieur komplett um“, erläutert Thierry Caer, Technischer Direktor. „Sitze werden ausgebaut, Laderails installiert und Schutzverkleidungen angebracht, um die kostbare Fracht zu sichern.“ In weniger als drei Stunden entsteht so ein 74-m³-Frachtraum für zwölf Paletten.

Am Boden in Manihi herrscht angespannte Konzentration. Jede Auster wird akribisch gewogen, um das 5-Tonnen-Limit einzuhalten. Trotz der Kosten ist der Lufttransport unverzichtbar: „So bleiben unsere Austern zu 100 % gesund“, betont Perlenzüchter Tapu. Der schnelle Transfer gewährleistet, dass die Tiere stressfrei und unversehrt die nächste Wachstumsphase erreichen.

Nach 90 nervenaufreibenden Flugminuten landet die ATR in Raiatea. Nun beginnt ein minutiös choreografiertes Entladen – jede Sekunde zählt. „Thermischer Schock ist unser Feind“, warnt Logistikexperte Roland Peni-Marae, während Arbeiter die Austern zügig auf wartende Boote verladen. Leere Container werden sofort für den nächsten Transport nachgeladen.

Perlenfarm-Betreiber Alfred Martin hat knapp 10 Millionen Fcfp (≈90.000 USD) in diese luftgestützte Nachschubaktion investiert. Fünf Boote liegen bereit, um die Austern zu seiner Tahaa-Farm zu bringen. Dort reifen sie unter ständiger Überwachung weiter – zu dem, was die Züchter hoffen: makellosen Tahiti-Perlen.

Dieses kaum beachtete logistische Meisterwerk zeigt die komplexen Anforderungen moderner Perlenzucht: Hochtechnologie-Luftfahrt, präzises Timing und jahrhundertealtes Meereswissen vereinen sich, um eine der ikonischsten Industrien Polynesiens am Leben zu erhalten.


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