Die Tahitian Pearl Association of French Polynesia (TPAFP) startet eine neue Kampagne, um Tahiti-Perlen wieder in den Fokus der lokalen Gemeinschaften zu rücken – mit besonderem Augenmerk auf die Geschichte der Perlmuttfischerei in Hikueru im Jahr 1912. Die Initiative bietet die Gelegenheit, das oft als „schwarzes Gold der Atolle“ bezeichnete Perlmutt neu zu entdecken, unterstützt durch historische Postkarten, die diese prägende polynesische Tradition dokumentieren.
Perlmutt spielte im gesamten östlichen Pazifik eine zentrale Rolle – nicht nur als Material für Werkzeuge und rituellen Schmuck, sondern auch für die Herstellung von Körperschmuck. Aus den Perlaustern gewonnene Perlen wurden zu Anhängern und anderen wertvollen Objekten verarbeitet. Die Bedeutung der Perlmuttfischerei zeigte sich bereits bei den ersten Begegnungen zwischen Insulanern und Europäern und offenbarte ein jahrhundertealtes, überliefertes Wissen.
Ein Bericht aus dem Jahr 1863 gewährt Einblicke in das Leben polynesischer Taucher jener Zeit und hebt ihre außergewöhnliche Beweglichkeit sowie ihre Tauchtechniken hervor. Diese Taucher – meist aus lokalen Familien – erreichten in den Lagunen der Tuamotus Tiefen von 25 bis 30 Metern, um Austern zu erbeuten, die entweder verzehrt oder an Händler verkauft wurden. Dieses Wissen wurde über Generationen weitergegeben und festigte eine symbiotische Beziehung zum Ozean.
Im 19. Jahrhundert florierte der Handel im Südpazifik, und Perlmutt etablierte sich neben Walöl, Kopra und Früchten als begehrtes Gut. Bereits 1820 war polynesisches Perlmutt in europäischen Metropolen hochgeschätzt, wo es zu verschiedenen Luxusartikeln wie Fächern, Schmuckdosen, Würfeln, Dominosteinen und Knöpfen verarbeitet wurde – allesamt stark nachgefragt.
Die Perlaustern-Ernte in den polynesischen Lagunen entwickelte sich rasch weiter, wobei sich die Fischer zunehmend auf das Sammeln großer Exemplare spezialisierten. Tuamotu-Taucher erlangten weltweit Anerkennung für ihre Fähigkeit, Austern selbst aus extremen Tiefen zu bergen. Doch die intensive Ausbeutung durch Händler und Perlenfirmen – die bis in die 1950er-Jahre andauerte – führte zur Erschöpfung der natürlichen Bestände in einst reichen Gebieten.
Die Einführung von Tauchanzügen in den 1880er-Jahren und die ersten Taucherbrillen im Jahr 1908 modernisierten die Fischereimethoden. Die erforderlichen Tauchtiefen, um die Muscheln aus den Korallenbänken zu lösen, nahmen stetig zu, was die Perlmuttfischerei immer technischer und komplexer machte. Die reichsten Vorkommen Polynesiens wurden ab 1850 identifiziert und großflächig abgebaut – ein Wendepunkt in der Geschichte der Perlenzucht der Region.
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