Große Reform der polynesischen Perlenzucht: Abschaffung der obligatorischen Zertifizierung zu Gunsten von Quoten

Eine ehrgeizige Reform der polynesischen Perlenindustrie wurde nach monatelangen Verhandlungen zwischen Branchenvertretern und dem Perlenzuchtminister verabschiedet. Diese Umstrukturierung, die im Januar in Kraft tritt, markiert einen entscheidenden Wendepunkt für diese ikonische Industrie Französisch-Polynesiens.

Im Kern dieser Reform steht die Abschaffung des obligatorischen Perlenzertifizierungssystems, das von vielen Branchenvertretern als „veraltet“ und „strafend“ eingestuft wurde. Dieses System aus dem Jahr 2005 wird durch ein Quotensystem ersetzt, das die Produktion besser regulieren soll, während es den Perlenzüchtern mehr Freiheit in ihren Vermarktungsstrategien lässt.

„Wir wollen mehr Perlen verkaufen können. Vorher gab es strenge Kontrollen der Perlmuttdicke und des Aussehens der Perlen, die wirklich nachteilig für Produzenten und Händler waren“, erklärt Aline Baldassari-Bernard, Präsidentin des Berufsverbands der Perlenproduzenten. „Diese Klassifizierung von 2005 war unerträglich geworden – sie war völlig veraltet.“

Diese Reform kommt in einer wirtschaftlich besorgniserregenden Phase für die Branche. Die neuesten Zahlen des Statistischen Instituts Französisch-Polynesiens zeigen einen drastischen Rückgang der Rohperlenexporte im April mit einem Wertrückgang von 65%, was die dringende Notwendigkeit der Umstrukturierung unterstreicht.

Teva Rohfritsch, Minister für Perlenzucht, betont die Philosophie hinter der Reform: „Der Geist dieses Textes zielt darauf ab, den Branchenakteuren mehr Eigenverantwortung zu übertragen, mit einer Neudefinition der Verwaltungsrolle und größerer Verantwortung für die Fachleute.“ Er präzisiert jedoch, dass „die Möglichkeit einer kostenlosen Zertifizierung der Perlmuttdicke durch die Abteilung für Meeresressourcen“ für diejenigen bestehen bleibt, die dies als Verkaufsargument nutzen möchten.

Die Einführung von Quoten ist eine weitere wichtige Neuerung dieser Reform. Diese von lokalen Komitees verwalteten Quoten werden nicht nur eine präzise Quantifizierung der Perlenproduktion ermöglichen – eine bisher unbekannte Statistik -, sondern auch Umweltkriterien zum Schutz der Ressourcen integrieren.

Zu den weiteren wichtigen Maßnahmen dieser regulatorischen Überholung gehören:

  • Die Professionalisierung des Sektors durch die Einführung von Berufslizenzen
  • Die Umsetzung eines Rückverfolgbarkeitssystems für Perlenprodukte
  • Die Einrichtung eines Perlenzuchtrates

Der Gesetzentwurf muss vor seiner geplanten Umsetzung am 1. Januar noch mehrere Schritte durchlaufen: Finalisierung des Textes, Vorstellung im Ministerrat sowie Prüfung durch den CESC und die Versammlung Französisch-Polynesiens. Dennoch zeigen sich die Branchenvertreter zuversichtlich über den Ausgang dieses Prozesses und die erwarteten Vorteile dieser regulierten Liberalisierung.

Kommentare

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert